Wie Du beim Sport mit nur 3 Schritten an Deiner Konkurrenz vorbeiziehst

Hast Du schonmal eine Bewegung trainiert, aber wenn es drauf ankommt nicht umsetzen können?

  • Vielleicht hast Du beim Fussball auf das Tor schießen trainiert, aber beim Turnier klappt es nicht so wie beim Training.
  • Oder Du trainierst einen  bestimmten Judowurf, beim Turnier machst Du aber etwas ganz anderes und setzt den Wurf nicht ein.

Es fühlt sich so an als würde ein Zwischenschritt fehlen. Als wenn Training und Realität zwei unterschiedliche Welten sind.

Heute erkläre ich Dir, was diese Welten unterscheidet und wie Du eine Brücke baust, um sie miteinander zu verbinden.

Wenn Du dieses Konzept verstehst und umsetzt, dann ziehst Du an Deiner Konkurrenz vorbei, weil Du Fertigkeiten und Sportarten schneller lernst und sie in verschiedenen Lebenssituationen besser anwenden kannst (nicht nur beim Training).

Hätte ich dieses Konzept schon vor 15 Jahren verstanden, dann hätte ich…

  • beim Judo mehr Erfolg gehabt und wäre nicht so oft stecken geblieben.
  • Fertigkeiten wie den Handstand schneller gelernt
  • beim Ringen nicht so viel Zeit mit unnützem Training verschwendet
  • beim Schlagzeugspielen auch Mal einfach spielen können, ohne auf Noten zu gucken
  • in der Schule bessere Noten gehabt (Scherz, ich war ein Unruhestifter)
  • bei den Zehnkämpfen in Alabama viel besser abgeschnitten

Damit Du das Konzept verstehst, gehe ich auf eine E-Mail ein, die ich meinen Lesern geschickt habe “Deine Meinung ist gefragt – Sprechen ist wie Tanzen” und gebe Dir ein paar Beispiele.

[Ich muss an dieser Stelle Ido Portal erwähnen, weil ich durch sein Konzept auf die Idee gekommen bin diesen Artikel zu schreiben. Er benutzt die Worte Isolation, Integration und Improvisation. Sie machen in meinen Augen mehr Sinn, aber ich habe in der vorherigen E-Mail schon mit Wort, Satz und Konversation angefangen und will Dich jetzt nicht durcheinander bringen – Keep It Simpel]

Wort → Satz → Konversation

Hier ist die E-Mail:

Hier sind einige Leserantworten:

Wer hat recht? Alle! Es ist schwer klare Linien zu ziehen.

Du kannst den Handstand in einzelne Fertigkeiten oder Fähigkeiten (Worte) aufteilen und diese separat üben (Aufschwung, Balance, Kraft, etc.). Dann verbindest Du sie miteinander und formst einen Satz, den Handstand.

Oder Du trainierst eine Handstand-Rolle. Dadurch ist der Handstand ein Wort und die Handstand-Rolle ein Satz.

Eine Konversation findet nur statt, wenn Du Deine Bewegungen nicht vorausplanen kannst. Das wäre der Fall, wenn Du den Handstand aus einer Reaktion heraus machst. Das ist wichtig zu verstehen. Deswegen gehe ich jetzt darauf ein und gebe jede Menge Beispiele.

Training (Worte und Sätze) vs Realität (Konversationen)

Erinnerst Du Dich an die beiden Welten? Training und Realität? Hier ist der Unterschied:

In der Trainingswelt ist alles vorausgeplant. Beim Judo hast Du einen Partner, der Dir hilft den Wurf auszuführen. Du weißt, dass er sich hinstellt und von Dir werfen lässt. Diese Welt enthält Worte und Sätze. 

In der Realitätswelt ist die Zukunft ungewiss. Auf einem Judo-Turnier hast Du Gegner, die versuchen Dich zu werfen, während Du dasselbe versuchst. Du kannst ihre Bewegungen nicht voraussehen. Diese Welt enthält Konversationen.

Vergleich das mit dem Erlernen einer Sprache.

  • Wort: Du lernst das Wort “laufen” auf Englisch (to run)
  • Satz: Du lernst es zu konjugieren (run, ran, running, etc.)
  • Konversation: In einer Konversation kannst Du nicht voraussehen, was Dein Gegenüber sagen wird. Du improvisierst quasi und sagst das, was Dir innerhalb von Zehntelsekunden einfällt. Und wenn Du das Wort “run” gut genug gelernt hast, dann kannst Du es einsetzen.

Wie Du siehst ist eine Konversation am schwierigsten. Sie ist die höchste Form – das ultimative Ziel. Du kannst eine Sprache erst dann, wenn Du eine Konversation halten kannst.

Das WSK-Konzept (Wort-Satz-Konversation) kannst Du auf unterschiedliche Fertigkeiten übertragen. Hier sind drei Beispiele:

Beispiel Mathe

  • Wort: Du lernst Plus und Minusrechnen.
  • Satz: Der Lehrer gibt Dir Beispielrechnungen und Du erweiterst Deine Mathekenntnisse mit diesen beiden Rechenarten. 5 + 10 + 56 – 4 + 100 = 167
  • Konversation: Du musst ein komplexes Problem lösen (in der Schule spricht man oft von Transferaufgaben). Bert kauft 8 Bananen, 2 Himbeeren und 6 Erdbeeren. Er isst 3 Bananen. Wie viele Früchte hat er eingekauft? Antwort: 16 Früchte

Beispiel Schlagzeug

  • Wort: Du lernst Doppelschläge auf der Snare Drum
  • Satz: Du spielst nach Noten und implementierst die Doppelschläge
  • Konversation: Du hörst Musik und spielst ohne Noten mit, wobei Doppelschläge drin vorkommen

Beispiel Judo

  • Wort: Beim Judo lernst Du einen Wurf, indem Du ihn 100-10.000 Mal wiederholt ausführst. Dein Partner wehrt sich nicht, damit Du ihn üben kannst.
  • Satz: Du lernst verschiedene Techniken und Einstiegsmöglichkeiten, um den Wurf auszuführen. Vielleicht bewegt sich Dein. Trainingspartner ein bisschen und wehrt sich gerade so, dass Du Deinen Wurf erfolgreich anwenden kannst.
  • Konversation: Auf einem Judoturnier improvisierst Du. Improvisieren heißt, dass Du nicht vorhersehen kannst, wie sich Dein Gegner bewegt. Du agierst und reagierst auf seine Bewegungen und wirfst ihn dann.

Das habe ich beim Judo falsch gemacht: Ich habe einen Wurf jahrelang trainiert, ihn aber nie in meinen Kampfstiel integriert. Ich habe mich auf das Wort konzentriert, aber es nie in einem Satz oder in einer Konversation verwendet. Der Wurf ist in der Trainingswelt stecken geblieben.

So baust Du eine Bücke zwischen den Welten

Die Frage ist jetzt, wie Du am besten von der Trainingswelt in die Realitätswelt kommst.

(Dazu musst Du natürlich wissen, was Deine Realität ist. Welchen Sport machst Du? Warum machst Du ihn? Welche Ziele hast Du?)

Am logischsten ist es, wenn Du erst Worte lernst, sie dann in Sätze einfügst und dann in eine Konversation.

Aber es geht auch andersrum. Ich erinnere mich an eine Szene aus der Kindheit, in der mein bester Freund Daniel mit der Konversation angefangen hat:

  • Wir waren 10 Jahre alt und haben auf dem Spielplatz ticken gespielt. Daniel ist vor mir weggelaufen und krabbelte auf ein Klettergerüst.
  • Gerade als ich dachte ich hätte ihn, sprang er vom Gerüst. Er flog ausgestreckt durch die Luft und seine Hände griffen an einen Ast. Als er losließ landete er auf seinen Füßen und rollte sich ab.
  • Diese Bewegung hatte er vorher nie gemacht. Wir haben ticken gespielt (Konversation) und er improvisierte und erfand aus dem Nichts eine neue Bewegung (Wort oder Satz, je nachdem wie Du die Bewegung unterteilst).
  • Weil diese Bewegung so cool war habe ich sie danach separat geübt.

Wie soll ich trainieren, damit ich besser werde – Wort, Satz oder Konversation?

Du weißt jetzt, dass es drei Level gibt. Wort, Satz und Konversation. Du weißt auch, dass Du mit dem Wort, Satz oder der Konversation anfangen kannst, um eine neue Fertigkeiten zu lernen.

Die Frage ist jetzt, womit Du anfängst und wie viel Zeit Du in das jeweilige Level investierst.

Wie viel Zeit soll ich in das jeweilige Level investieren?

Überleg zunächst, was für eine Sportart Du machst. Ist sie von Natur aus komplex oder simpel?

Es gibt komplexe Sportarten in denen mehr Konversationen stattfinden, sprich unvorhergesehen Dinge passieren, wie z.B. Fussball. Du musst also mehr improvisieren. Und es gibt simple Sportarten in denen Du weniger improvisierst, wie z.B. ein 100m Sprint.

Generelle Regel: Wenn Deine Sportart komplex ist, dann trainier komplex und investier mehr Zeit in Konversationen. Und umgekehrt: Wenn Deine Sportart simpel ist, dann trainier simpel und investier mehr Zeit in Worte und Sätze.

Mit welchem Level soll ich anfangen?

Ich persönlich fange zu ca. 80% mit dem Wort an und zu ca. 20% mit der Konversation. Wie Du das machst ist Dir überlassen.

Wenn Du anfängst mit dem Wort zu trainieren, dann lernst Du schneller und sicherer. Beim Judo lernst Du zunächst fallen und abrollen, bevor Du jemanden wirfst.

Der Nachteil ist, dass Du einer Anleitung folgst, die jemand anderes geschrieben hat. Du bist somit weniger kreativ. Zusätzlich kann es langweilig und unübersichtlich werden.

Einen Satz kannst Du als Brücke benutzen, um von der Trainingswelt in die Realitätswelt zu kommen. Er verbindet mehrere Worte miteinander. Und je mehr Verbindungen Du schaffst, desto mehr Anwendungsmöglichkeiten hast Du und desto höher ist die Chance zu einer Konversation.

Wenn Du mit einer Konversation anfängst, dann wirst Du schnell merken, welche Worte und Sätze Dir fehlen. Es hilft Dir einen guten Überblick zu verschaffen. Außerdem erhöhst Du die Chance kreativ zu sein und etwas Neues zu erfinden.

Der Nachteil ist, dass es oft länger dauert und eine höherer Verletzungsgefahr mit sich bringt. Wer beim Judo das Fallen noch nicht gelernt hat und dann vom Gegner geworfen wird hat ein Problem.

Wie Du siehst hat jedes Level seine Aufgabe, Vor- und Nachteile. Viele haben das Problem, dass sie in einem der drei Level stecken bleiben (wie ich beim Judo), weil sie nicht aus ihrer Komfortzone kommen oder ein Fixed Mindset haben, was sie davon abhält besser zu werden. Es ist also wichtig, dass Du alle drei Level (Wort, Satz, Konversation) verstehst und trainierst, damit Dir nicht dasselbe passiert.

Überprüf Dein jetziges Training. Deckst Du wirklich alle Level kontinuierlich ab? – Trainierst Du einzelne Worte, implementierst Du sie in größere Bewegungsmuster und kannst Du diese dann in der Realität anwenden? Wenn nicht, dann solltest Du Dein Training nochmal überdenken.

– Marco

P. S. Welchen Sport machst Du oder welche Fertigkeit trainierst Du gerade? Bist Du schonmal in einem Level stecken geblieben? Welches Level solltest Du mehr trainieren?

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