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Growth Mindset: Eine Denkweise, die Dich im Sport erfolgreich voranbringt

Erfolg ist ein geiles Gefühl.

Du kennst es. Es ist das gleiche Gefühl, das Du hattest, nachdem Du das erste Mal vom 3- Meter-Brett gesprungen bist.

Ein Mix aus Energie, Selbstbewusstsein und Wachsamkeit. Als wenn Du einen Schluck von Miraculix‘ Zaubertrunk genommen hättest.

Leider hast Du keinen Zaubertrunk. Und Miraculix gab es auch nie, wie ich in der ersten Klasse entsetzt feststellen musste.

Dafür habe ich 20 Jahre später herausgefunden, dass wir etwas anderes haben. Etwas viel Cooleres. Es braucht keinen Druiden, keine Sichel und keine Kräuter.

Es steckt in jedem von uns. Auch in Dir.

Es ist Dein Mindset.

Wenn Du in der Bildung oder im Sport tätig bist, dann hast Du wahrscheinlich schon mal vom Wort GROWTH MINDSET gehört.

Auf Deutsch würde man GROWTH mit Entwicklung oder Wachstum übersetzen und MINDSET mit Denkweise, Einstellung oder Selbstbild.

Dieses Konzept hat die Sport- und Bildungswelt in den letzten Jahren wachgerüttelt und die Art und Weise, wie wir lernen, verbessert.

Die Idee wurde von der Stanford-Professorin und Bestseller-Autorin Carol Dweck vorangetrieben. (1)

Jahrzehntelang hat sie untersucht, warum einige Menschen erfolgreich sind, während andere Menschen, die gleichermaßen talentiert sind, nicht erfolgreich sind. Über die Jahre hat sie herausbekommen, dass das Mindset eine entscheidende Rolle spielt.

Es gibt zwei davon.

FIXED MINDSET:
Du glaubst, dass Fertigkeit und Intelligenz in Stein gemeißelt ist. Entweder Du hast sie oder nicht. Einige Menschen sind von Natur aus gut in etwas, während andere es nicht sind. Einfacher gesagt: Du glaubst, dass Du keine Kontrolle über Dein Können hast.

GROWTH MINDSET:
Du glaubst, dass Fertigkeit und Intelligenz gelernt und entwickelt werden. Menschen, die gut sind, sind gut, weil sie es gelernt haben. Und Menschen, die nicht gut sind, haben nicht genug gelernt. Einfacher gesagt: Du glaubst, dass Du Kontrolle über Dein Können hast.

Carols Arbeit zeigt, dass Mindsets einen großen Einfluss auf die Lernfähigkeit haben. Und das Menschen, die sich am Growth Mindset bedienen, dazu tendieren, mehr zu lernen und sich weiter zu entwickeln als Menschen mit einem Fixed Mindset. (2) (3) (4)

Ein Growth Mindset kreiert eine solide Grundlage für das Lernen. Und wegen seiner Potenz implementieren es Firmen, Sportteams und Schulen aus aller Welt.

Wir reden über Fortune 500 Firmen, Universitäten und sogar einige Gefängnisse, die Growth Mindset in ihr Re-entry Programm einarbeiten. (5)

Was ich damit sagen will, ist, dass wir nicht nur von einer kleinen Studie reden. Es ist ein extrem effektives Konzept, dass vielen verschiedenen Menschen in vielen unterschiedlichen Dingen hilft. Auch beim Sport.

Wie hilft mir ein Growth Mindset beim Sport?

Beim Sport geht es darum, besser zu werden.

Ja, es geht auch um Spaß, gewinnen etc. Diese Dinge sind das Resultat, wenn Du besser wirst. Und Du wirst nur besser, wenn Du dazulernst und Dich weiterentwickelst.

Das Mindset-Konzept ist deshalb extrem wichtig beim Sport: Es ist das Fundament für das Lernen.

Und wenn Du das verstehst, dann wird alles, was Du auf diesem Fundament aufbaust, potenziert. Du wirst in allem besser und Dich schneller weiterentwickeln als andere.

Aber um dieses Konzept wirklich einzuarbeiten und umzusetzen, müssen wir ins Detail gehen. Du musst verstehen, was es eigentlich ist und wie & warum es funktioniert.

2 Eigenschaften, die beide Mindsets definieren

Durch jahrelange Arbeit haben Dweck und ihr Team 2 Haupteigenschaften der beiden Mindsets aufgedeckt.

Eine der Eigenschaften ist der Glaube.

Menschen mit dem Fixed Mindset glauben, dass Fähigkeiten und Fertigkeiten angeboren sind und dass sie diese nicht erlernen können oder brauchen.

Menschen mit einem Growth Mindset glauben, dass Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet werden und dass sie diese erlernen können und müssen.

Die zweite Eigenschaft ist der Fokus.

Menschen mit dem Fixed Mindset fokussieren auf Leistung und Ergebnisse. Um es genauer auszudrücken: Sie achten eigentlich nur darauf, wie sie nach außen hin wirken und dass sie sich nicht lächerlich machen.

Menschen mit einem Growth Mindset fokussieren auf den Prozess, besser zu werden, zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Diese Mindsets und Eigenschaften haben einen großen Einfluss auf unsere Lernfähigkeit. Und jetzt wirst Du erfahren, warum.

4 Mittel, um Dich weiterzuentwickeln

Es gibt 4 wichtige Mittel, die zu Deiner Entwicklung beitragen: Anstrengung, Herausforderungen, Fehler und Feedback.

Wenn Du Dich im Fixed Mindset befindest, dann…

  • siehst Du Anstrengung als etwas Negatives. Etwas, das Du tust, wenn Du nicht gut genug bist. Du siehst auch nicht den Wert und Sinn dahinter, Dich anzustrengen.
  • vermeidest Du Herausforderungen.
  • bist Du entmutigt, aufgebracht und erklärst Dich ständig, wenn Du Fehler machst.
  • nimmst Du Feedback persönlich und erkennst nicht seinen Wert.

Anders gesagt: Menschen mit einem Fixed Mindset vermeiden alle 4 Mittel, die wichtig sind, um voranzukommen.

Wenn Du Dich jedoch im Growth Mindset befindest, dann…

  • siehst Du Anstrengung als etwas Nützliches, da es ein wichtiger Teil des Lernprozesses ist.
  • freust Du Dich auf Herausforderungen und durchlebst sie.
  • siehst Du Fehler als Lernmöglichkeiten
  • schätzt Du Feedback und nutzt es.

Welches Mindset hast Du?

Du hast nicht entweder ein Growth oder ein Fixed Mindset.

Es ist ein Spektrum. Und zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Tagen in unterschiedlichen Situationen kann es sein, dass Du in Dich in einem Growth oder Fixed Mindset befindest.

Aber jetzt, wo Du weißt, wie es funktioniert, und Du die beiden Eigenschaften verstehst, kannst Du anfangen zu identifizieren, wo Du Dich auf dem Spektrum befindest. (Hier ist nochmal ein gutes Erklärungsvideo auf Englisch)

Und du kannst den Grund für Dein Mindset herausbekommen: Dafür arbeitest Du Dich von hinten nach vorne. Erst identifizierst Du eines der Mittel, was Dir Probleme bereitet. Dann stellst Du Dir die Frage, ob es Dein Glaube oder Dein Fokus verursacht hat.

Wenn Du Dich zum Beispiel das nächste Mal nicht anstrengst, dann stell Dir die Frage, ob es daran liegt, dass Du nicht glaubst, es würde Dir helfen, oder ob Du Dich nicht lächerlich machen willst. Oder vielleicht sogar beides. Dann änderst Du Deinen Fokus oder Glauben.

3 Dinge, die Du heute beim Sport machen kannst, um ein Growth Mindset zu bekommen

Beim Sport gibt es zu jedem der 4 Mittel typische Reaktionen oder Muster.

Ich werde hier einige Dinge aufzählen, die Dich zum besseren Sportler machen, und wie Du sie am besten umsetzen kannst.

#1 Probier etwas Neues

Etwas Neues auszuprobieren ist unangenehm.

Das ist normal. Es ist eine Herausforderung. Du begibst Dich halt aus Deiner Komfortzone.

Ich habe mich oft nicht getraut, neue Techniken beim Judo auszuprobieren. Was ist, wenn sie nicht funktionieren und ich dann verliere?

Viele Pumper trauen sich nicht, CrossFit zu machen. Wäre doch mega peinlich, wenn sie nicht so viel Gewicht bewegen können wie der halb so breite CrossFitter.

Wenn Du Dich auf Dein Image fokussierst, dann vermeidest Du Szenarien, in denen Du nicht glänzen kannst. Du probierst nichts Neues aus, weil das Risiko zu hoch ist, zu versagen und Dich “lächerlich” zu machen.

Aber um Dich weiterzuentwickeln, musst Du Dich neuen Herausforderungen stellen.

Hättest Du als Kleinkind nichts Neues ausprobiert, dann würdest Du jetzt immer noch krabbeln. Diese Sackgasse hast Du instinktiv vermieden. Du hast Dich entwickelt. Vom Krabbeln … zum Gehen … zum Laufen … zum Rennen.

Du musst Dinge ausprobieren, die Du noch nicht kannst. Und natürlich wirst Du am Anfang nicht gut sein und Dich ein bisschen blöd anstellen.

Bist Du eher der Yogatyp, dann trainier mit schweren Gewichten. Machst Du viel Krafttraining, dann melde Dich beim Yoga an. Mach etwas, was Dir unangenehm ist und Dich weiterbringt.

Einige werden über Dich lachen, andere nicht, den meisten ist es wahrscheinlich egal. In diesen Situationen musst Du Dein Ego zur Seite packen.

Wenn Dich das stört oder Du Schwierigkeiten hast, dann versuch die Scheiß-drauf-Einstellung:

Beim nächsten Mal, wenn Dein Ego mit Dir spricht: “Mach Dich nicht peinlich. Wenn Du versagst, dann lachen sie”…

…denkst Du Dir: “Scheiß drauf! – Scheiß drauf, was andere von mir halten. Ich geb mein Bestes und werde dazulernen, egal ob ich verliere, gewinne oder mich lächerlich mache.”

Hier sind drei gute Bücher zum Thema: Ego ist the Enemy, The subtle Art of not giving a F*ck und Feel the Fear and Do it Anyway.

#2 Gib 100%

“So ein Streber, ey, guck mal wie er sich anstrengt, dieser Jockel!”…

…waren die Worte eines alten Schulkameraden.

Und was macht er heute?

Er hängt im Pennerpark ab und realisiert nicht, dass er sich zu einem Loser entwickelt hat. Das passiert halt, wenn man zu cool ist, um sich anzustrengen.

Ich habe mich aus einem ähnlichen Grund nicht angestrengt. Meist beim Sport, wenn ich wusste, dass ich vielleicht verlieren könnte.

Ich hatte Angst, einsehen zu müssen, dass ich vielleicht schlechter bin. Also habe ich mich nicht angestrengt, damit ich mir im Nachhinein sagen kann: “Ich habe ja nicht alles gegeben.”

Das ist Selbstschutz. Nicht ganz. In Wirklichkeit ist es Selbstverarsche, die Dein Ego schützt.

Fixed Mindsets vermeiden Anstrengung oft, weil sie nicht glauben, dass sie sich ändern können. Oder ihnen ist das Selbstimage wichtiger als besser zu werden (wie bei mir), denn je mehr Energie und Zeit sie in etwas investieren, desto weniger Ausreden haben sie, wenn sie versagen.

Hätte ich damals ein Growth Mindset gehabt, dann wäre meine Einstellung “Ganz oder gar nicht” oder “Ohne Fleiß kein Preis” gewesen. Heute bin ich meist der Erste und Letzte beim Training und es gibt keine Ausreden mehr.

Du kennst Growth Mindsets. Sie sind die Streber in der ersten Reihe, über die man sich Lustig macht. Diejenigen, bei denen Du Dich unwohl fühlst, wenn Du selbst nicht 100% gibst.

Dabei sind sie die logisch Denkenden. Du wirst halt nur besser, wenn Du Dich anstrengst.

Das gilt für all Deine Fertigkeiten und Fähigkeiten. Sie funktionieren wie ein Muskel, den Du genug reizen musst, damit er wächst, statt zu verkümmern.

Also – gib 100% und lass die Streber in Ruhe! 😉

#3 Hör auf Dich zu erklären

Ich habe früher geheult, wenn ich verloren habe.

Mein Kollege hat alle um sich herum beschimpft und mein bester Freund hat beim Football-Training seinen Helm auf den Boden geworfen.

Die Wut rauszulassen ist in Ordnung, bis zu einem gewissen Grad …

Worauf es ankommt, ist, wie Du im Nachhinein damit umgehst, wenn Du verloren oder versagt hast:

“Ja digga, ich war überhaupt nicht aufgewärmt, haha.”

“Ich habe schon lange nicht mehr trainiert. Er hat mich abgelenkt. Ich bla, Ausrede, bla, kann, nicht hinnehmen, bla, dass ich einen Fehler gemacht habe, bla”

Menschen mit einem Fixed Mindset sind schlechte Verlierer, die nicht mit Feedback umgehen können.

Sie vergraben sich in Ausreden. Sie versuchen sich vor anderen zu erklären. Sie suchen verzweifelt nach Fehlern in anderen Menschen oder Dingen, damit sie ihre eigenen vertuschen können.

All das kostet Energie. Denk daran, dass Du nur einen gewissen Vorrat an Energie hast pro Tag.

Wenn Du nach Erklärungen suchst und Dich mit Was-wäre-wenn-Szenarien beschäftigst, dann verschwendest Du Energie. Du fixierst Dich auf die Vergangenheit (Fixed Mindset).

Verloren ist verloren und versagt ist versagt. Das kannst Du nicht ändern. Investiere Deine Energie lieber in die nächsten Schritte. Mund abgewischt und weiter geht‘s (Growth Mindset).

Mein alter Coach pflegte zu sagen: “Marco, you lost! Now quit whining and get back to practice!” (Marco, Du hast verloren! Jetzt hör auf rumzuheulen und trainier weiter)

Menschen mit einem Growth Mindset lernen aus ihren Fehlern. Sie erklären sich nicht vor anderen und beschweren sich nicht über andere. Sie nehmen das Ergebnis hin, analysieren, was schief gelaufen ist, und versuchen herauszubekommen, was man beim nächsten Mal besser machen kann.

Denn die Wahrheit ist: Versagen gehört dazu, wenn Du Erfolg haben willst.

“Ich habe mehr als 9000 Würfe in meiner Karriere daneben geworfen. Ich habe knapp 300 Spiele verloren. 26 Mal hat man mir den gewinnentscheidenden Wurf anvertraut … und ich habe daneben geworfen. Ich habe immer und immer und immer wieder versagt, in meinem Leben. Und deshalb … bin ich erfolgreich.” – Michael Jordan

Es fängt schon in der Kindheit an. Du versagst bei Deinen ersten Schritten, die Du läufst, und plumpst auf den Boden. Vielleicht heulst Du, vielleicht lachst Du, vielleicht interessiert es Dich nicht. Egal, Du stehst auf und versuchst es nochmal.

Du fokussierst Deine Energie auf den nächsten Versuch. Du musst. Sonst wirst Du nie laufen lernen. Oder hast Du schon mal ein Kleinkind gesehen, das aufgibt und sich darauf konzentriert, dass es versagt hat?

Was ich damit sagen will: Versagen und verlieren ist normal und gehört dazu, wenn man besser werden will. Nimm es hin wie ein Growth Mindset und lerne daraus!

Also – Wenn Du das nächste Mal verlierst oder etwas nicht so läuft wie geplant, dann mache Folgendes:

Schritt 1: Ruhig Blut und Klappe halten
Wenn die Wut raus muss, dann lass sie raus (wobei ich es besser finde, wenn man sich kontrollieren kann). Dann beobachte bewusst, mit welchen Ausreden oder Begründungen Dein Gehirn kommt, und versuch nicht darüber zu reden. Halt einfach Deine Klappe.

Schritt 2: Akzeptieren
Akzeptiere es. Du kannst nichts daran ändern. Du hast verloren oder versagt. Ganz einfach.

Schritt 3: Lernen
Wenn Dein Gehirn nicht gerade rebelliert, dann denk drüber nach, was wirklich schief gelaufen ist und was Du hättest besser machen können. Lerne daraus!

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Quellenangabe: 

  1. Carol S. Dweck: Mindset: The New Psychology of Success – 2007
  2. Lisa S. Blackwell, Kali H. Trzesniewski, Carol Sorich Dweck: Implicit Theories of Intelligence Predict Achievement Across an Adolescent Transition: A Longitudinal Study and an Intervention – 2007
  3. Catherine Good, Joshua Aronsonb, Michael Inzlichtb: Improving adolescents’ standardized test performance: An intervention to reduce the effects of stereotype threat – 2003
  4. Eleanor O’Rourke, Kyla Haimovitz, Christy Ballwebber, Carol S. Dweck, Zoran Popovic: Brain Points: A Growth Mindset Incentive Structure Boosts Persistence in an Educational Game – 2014
  5. Linda Keena, Chris Simmons: Rethink, Reform, Reenter: An Entrepreneurial Approach to Prison Programming – 2014

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